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wiederfand, so begegnen uns griechische Sagen im fernen Oceanien bei den Ha-vaiiern oder semitische Heroen bei Mexièanem und Peruanern. Hier erst gelingt es uns, den echten Typus des allgemein Menschlichen zu entdecken, den eine vorschnelle Verallgemeinerung (z, B. nach dem kleinen chronologischen Ausschnitt unserer „Weltgeschichte") bislang so häufig verzeichnet hat. Auch hier hat uns erst eine vorsichtige naturwissenschaftliche Induction, die jeder Zeit die Grundlage für ein comparatives Stadium bilden muss, von irrlichteri-renden Vermuthungen und glänzenden Phantasien, die früher nur zu häufig die ernste wissenschaftliche Forschung überwucherten, erlöst.

Eine ganz besonders wirksame Beziehung und Parallele zur biologischen Untersuchung liefert die Ethnologie in den sogenannten Ueberlebseln, d. h. eigenthümlichen, zum Theil abgestorbenen und verkümmerten Anschauungen, Sitten und Gebräuchen, die als Ruinen einer älteren Epoche in andere Zeiten hineinragen und deshalb in ihrem Wesen und ihrer Bedeutung nur entwickelungs-geschichtlich erkannt werden können. Mit besonderem Verständniss hat der grosse Anthropologe E. Tylor dies Erklärungsmittel gehandhabt. Diese Methode verneigst uns insbesondere die weitreichendsten Aufschlüsse über psychologische Streitfragen, an deren Lösung sich vielfach die speculative Philosophie vergeblich versucht hat, so über die Entstehung des Seelenbegriffes, der doch, wie von selbst einleuchtet, nur auf induetiv-genetisehem Wege, d. h. durch eine kritische Vergleichung sämmtlicher Vorstellungen, die wir bei allen Völkern der Erde darüber finden, enträthselt werden kann. Hier erst werden wir gründlich über die Frage orientirt, wie überhaupt der menschlichen Wahrnehmung und Anschaffung der Gedanke an etwas lieber- und Unsinnliches aufgestiegen ist und in wiefern jene trans-cendente Welt selbst in ihren feinsten Contouren und Schattirungen doch nur ein getreues Abbild der diesseitigen werden könnte und in der That auch geworden ist. Die Geschichte der verschiedenen Theorien über die Substanz;a-lität der Seele, ihre Einheit und Unzerstörbarkeit, ihre späteren Schicksale

nach der Trennung vom Körper, die Fixirung des Selbstbewusstseins, des Ichs aus der übrigen Menge psychischer •Erscheinungen, über die Schwächung und Zersetzung.der Seele u. s. w., alle diese in Mythologie und in der Religion der verschiedensten Völker und Systeme so brennenden Streitfragen erhalten hier erst ihre zutreffende entwickelungs-theoretische Beleuchtung. Wie der vergleichende Anatom, wenn er mit ausser-gewöhnlichem Scharfsinn versehen wäre, aus den verschiedenen Furchen der Gehirnrinde die psychische Entwickelung des Individuums berechnen könnte, so vermögen wir mit noch viel grösserer Sicherheit aus den Annalen der Völkergeschichte die Entfaltung unseres eigenen Bewusstseins zu verstehen---------------

-----------------------Wiederum trifft hier

somit die naturwissenschaftliche Analogie zu: Es wiederholt sich in der Entwickelung des Einzelnen die der Gattung, die Ontogenie ist der gedrängte Ausdruck der Phylogenie, aber auch umgekehrt (was für unseren Fall noch wichtiger ist) enthält die Stammesgeschichte die ganze Entwickelung des sie umschliessenden Individuums ohne jeden Rest und somit ist die sociále Entwickelung der Menschheit überhaupt das getreue Spiegelbild jeder individueller Entfaltung. Deshalb muss auch, wie uns eine genauere Betrachtung später lehren wird, das gewöhnliche Schema individueller Werthschätzung und subjeetiver Empfindungen überhaupt, das in der Weltgeschichte meist unbedenklich verwendet wird, einer objeeti-veren und gerechteren social-psycholo-gischen Anschauung weichen, welche es in erster Linie auf ein psychogene-tisches, causales Verständnis der Erscheinungen anlegt, nicht auf ihre1 häufig so fragwürdige moralische Be-urtheilung."

46. R e n o u v i e r C h., Introduetion á la philosophie analytiqtie de Vhistoire, III. tome, Paris. 1897.

47. Hellwald Friedr. von, Die Erde und ihre Völker, Vierte Auflage, bearbeitet von Dr. V. U1 e. Stuttgart, Berlin, Leipzig, 1897. Seš. 1.—11. Referent (Karl von den Steinen) vyèítá tomuto vydání, že jsou tu otištìny zastaralé údaje, že vydavatel nedoplnil


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