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Studie über die ersten Handwerkerzünfte in Böhmen. Beiträge zur Stadtgeschichte (Polièka), literarische und biographische Studien (Hauptteil der Zeitschrift) übergehen wir. Das erste Heft des neuen (79.) Jahrganges (1905, 208 S.) zeichnet sich durch besondere Reichhaltigkeit aus. Dr. Klier handelt über das böhmische Steuerwesen im •Jagelionischen Zeitalter (d. i. bis 1526 ; der bekannte Philolog und Verfasser einer reich illustrierten böhmischen Literaturgeschichte V. Fiajšhans über die Prager Theologen um 1400, um den Nachweis zu liefern, dass nach Zahl und Qualität die fremden Kräfte von den einheimischen übertroffen wurden. Der „Èeský Lid" ist in seinem 14. Jahrgang (von Oktober zu Oktober, monatlich -ausser im August und September erscheinend) eingetreten, immer vieles und vielerlei bringend, illustriert, populär im besten Sinne des Wortes. Aus dem letzten Heften sei hervorgehoben der Streit um den Bauerrichter Kubáta, welcher 1581 als Verteidiger des Gemeinderechts (an Wiesen) gegen die Herren (als Rebell, sagen seine Verunglimpfter) hingerichtet wurde, und dem man jetzt ein Denkmal als einem Märtyrer des Volkes und Rechtes gestiftet hat. Klarheit über den Rhytmus des Volksliedes zu schaffen, der weder streng nach dem Akzente noch nach der Quantität sich aufbaut, versucht J. Letošnik; er hält, sich hierbei an die mährischen als die am sorgfältigsten und zahlreichsten aufgezeichneten Lieder und bespricht vorläufig die trochäischen und daktylischen Verse. Uns interessieren besonders Proben der alten Volksliteratur ; ihrem bewährtesten Erforscher C. Zibrt verdanken wir wieder neue Beiträge. Zuerst stellt er in Band 13, S, 228—234. 243—250 zusammen die sehr freie, nationalisierte Übersetzung des 'Gespräches von Petrus und dem Herrn' und ihre deutsche Vorlage (die angeblich von Konrad Has herrührt, jedoch erst über dreissig Jahre nach dessen Tode im Anschluss an dessen ;Ursach aller Handel' usw. herausgegeben wurde); den böhmischen Text von 1584 selbst hatte Zibrt schon in der böhmischen Universalbibliothek herausgegeben, hier folgen die Parallelen und einzelne Erklärungen. Wich-

tiger ist der Abdruck (13, 337-354. 3y0 — 405) eines satirischmoralisierenden Gedichtes des Tob. Mouøenín 'Menschenalter' von 1604 (nach der Ausgabe von 1723), das frei nach Gengenbachs und Wickrams 'Zehen Altern' bearbeitet ist; nicht mit Unrecht weist Zibrt auf eine etwaige Anregung auch des polnischböhmischen Schriftstellers Paprocki und dessen dreizehn Bilder des menschlichen Alters von 1601; Mouøenín erweitert das Original und schwächt dessen konfessionelle Auslassungen ab. A. Podlaha veröffentlicht ein Zwischenspiel des V. Kozmanek (1645) aus der Strahover Handschrift; es handelt von dem dummen Bauer, der aus Käse Kälber auszubrüten versucht, nachdem er in Abwesenheit seiner Frau das Vieh hat verhungern lassen. Andere Beiträge (Kinderspiele, Volksküche, dialektische Texte, Tänze usw.) mit zahlreichen Illustrationen müssen wir hier übergehen; erwähnt seien noch besonders die reichhaltigen bibliographischen Rubriken.

Was soll ich noch von Zibrts Bibliographie der böhmischen Geschichte sagen? Es hiesse Eulen nach Athen tragen, wenn ich die Vorzüge dieser monumentalen Kulturleistung noch einmal hervorheben wollte. Es ist jetzt vom dritten Teil das erste Heft erschienen (240 u. VII doppelspaltige S.), die Nrn. 1 - 5208, die politische, literarische (polemische) usw. Geschichte des bewegtesten böhmischen Jahrhunderts, 1419—1526, umfassend; die Fülle, Ausführlichkeit und Genauigkeit der Angaben, die ungeahnte Menge der Literatur lässt uns immer wieder die Raschheit und Präzision, mit der Zibrt arbeitet, anstaunen. Mau schlage einen beliebigen Artikel auf, z. B. die Hussiten vor Naumburg und das Kirschenfest, in den Nrn, 2417—2438, oder der Brief der Jungfrau von Orleans an die Hussiten (Nr. 2392—2399) oder die Žižkatrommel, zu der sogar Voltaires Verse an Friedrich II. und die Spenersche Zeitung vom 24. 9. 1743 zitiert werden, die reiche Gelehrtengeschichte der Zeit, d. i. die hussi-tische und antihussitische Literatur, alle hussitischen Kämpfer (alphabetisch aufgeführt) usw. Von diesem Werke kann man immer nur in Superlativen der Anerkennung sprechen.


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