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mündlichen Leren ihrer Voreltern, welche sie einander behutsam beibringen.

Nach ihrer Art leben sie sehr schwelgerisch. Bier und Brantewein lieben sie bis zur Uebermaass: bei allen ihren Geschäften rauchen sie Tabak; und auch die rauhesten Feldarbeiten wissen sie sich durch beständiges träges Singen und Pfeifen zu erleichtern. Sie handeln mit Getreide und Hülsen Früchten ohne List und übervorteilen niemanden im Kauf und Verkauf. Gegen Fremde sind sie freigebiger, als gegen ihre Mitbrüder selbst:- von diese fordern sie Arbeitsamkeit, Fremden und Durchreisenden aber springen sie nach ihren Kräften gerne bei.

Ihr National Stolz ist so stark, das sie nicht leicht ihre Söhne und Töchter mit Fremden und Benachbarten eine Eheverbindung eingehen lassen: ein Beweis, dass sie ihre Sitten wie ihr Geschlecht rein erhalten wollen. Und ihr Vaterland liehen sie dergestalt, das sie solches ohne die äusserste Not sehr selten oder gar nie verlassen. Daher trifft man unter ihnen sehr viele an, welche kaum wissen, dass es ansser ihrem Bezirke noch andre Städte, Plätze und Strassen gebe.

So getreue Wächter aber als sie ihres Vaterlandes sind, und so still und gelassen sie scheinen, wenn sie nichts in ihren Hütten und schönen Fluren beunruhiget: so wütend werden sie, wenn sie aufgebracht sind. Dann schlagen sie um sich und toben, wie reissende Tiere, und achtens nicht, wenn ihnen das Blut von Kopf und Leibe träufelt. Man mus daher dem Hanacken die Gerechtigkeit widerfaren lasssen, dass er als Soldat im Kriege daurhaft, getreu, unermüdet, und herzhaft sei, besonders wenn er zu Pferd im Felde erscheinen darf. Eine Frobe davon legt uns der leztere Feldzug ab, da man fast den grösten Teil des Fuhr Wesens durch diese Nation besetzen liess, und ihren Dienst sehr nützlich fand, weil sie besonders die Pferde mit grossem Fleiss zu verpflegen wissen.

Ihre Kleider Tracht, ihr langsamer wankender Gang, ihr untersetzter Wuchs, fällt jedem Fremden auf. Wie die alten Scythen, gehen sie fast das ganze Jar hindurch mit Fellen bedeckt einher: und wie Scythen, ziehen sie die Pferde

Uebungen allen andern vor. Ihre Kleidung ist zu solchen Uebungen sehr angemessen: sie bestehet aus einem von unten an dem Rücken und vorne länglich gezipfelten Pelze, welch r so wol an den Armen, als an der unteren Seite, mit Rauchwerk von Katzen, Kaninchen, oder Mardern eingesäumt ist, und in der Länge sich kaum bis auf die Taschen der sehr weiten Pluder Hosen erstreckt. Vorne an der Brust ist dieser Pelz den englischen Bruststücken der jetzigen Wienerischen Mode Stutzer sehr änlich: er ist nämlich da nur etwas wenig offen, so das man kaum mit dem Kopfe durchschliefen kan, indem der ganze Pelz bis auf den Hals Kragen und diese kleine Oeffnung zusammengenähet ist. Den Fuss bewa-ren sie mit juchtenen Stifeln, die nur bis an die Waden gehen; den Hals nur mit dem Besetze des vorne offenen Hemdes, welches sie gerne mit glänzenden Nadeln oder Knöpfein zuschlies-sen. Den Kopf bedecken sie des Sommers mit einem mittelmässig runden Hut, den der Jüngling mit verschiedenen gefärbten Bändern und Schnüren ausziert; des Winters aber verwaren sie, besonders die Alten, ihren Kopf mit einer rauchen grossen Schild Mütze.

Das Weiber Volk dieser Nation hingegen, ist ganz anders geartet. Sowol die Weiber als Jungfern sind viel lebhafter, arbeitsamer, und tatiger. Im Winter beschäftigen sie sich mit Spinnen und Zurichtung des Hanfes. Vom Anfange des Früh Jars bis in den späten Herbst, trifft man sie Tag für Tag in ihren Haus Gärten und auf den Feldern an. Sie ziehen viel Geflügel, besonders Gänse etc. dann auch Hörn Vieh und Schweine. Wiewol sie ihrem alten Gebrauche nach sehr kurz bekleidet, folglich für die rauhe Witterung wenig bedeckt sind: so sind sie dennoch sehr gesund, stark, und fast von besserem Wüchse als die Männer.

Ihre Mundart ist mit der böhmischen fast einerlei. Sie haben alle die nämlichen erweichten Buchstaben in ihrer trägen und langsamen Ausspruche, wie die Böhmen: nur darin unterscheiden sie sich merklich von ihnen, das sie fast alle Selbstlaute der Wörter, welche i und au oder ü haben in e und o verändern. Als, wenn der Böhme


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