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spricht: mùj milý synu, mein lieber Sohn; da sagt der Hanacke: m o j melé seno!
Der Fluss Hana ist der einzige, der in hiesigen Gegenden noch einige Aufmerksamkeit verdient: und, wenigstens nach der Sage aller in Mähren sich befindenden Einwoner, hat solcher dem Hanacken seinen Namen gegeben. Er fleusst sehr matt, langsam, und gleichsam ohne Bewegung, zur Sommerszeit; ja manchmal vertrocknet er gar: im Früh Jar aber, im Herbst, und sonst bei Regengüssen, schwillt er dergestalt an, und wird so reissend, dass er sehr viel gutes Erdreich von den nahen Feldern an sich reisst und fortschleppt. Sein Wasser ist daher sehr unschmackhaft, warm und matt, und in Vergleich der andern dortigen Gewässer auser-ordentlich süss. Ausser den vielen und ziemlich grossen Krebsen trifft man sonst sehr wenige auch wenig bedeutende Fische an.
Dagegen aber ist die ganze Gegend an beiden Ufern unstreitig die fruchtbarste, besonders da, wo dieser Fluss bei seiner Ergiessung das Erdreich überschwemmt: gleich dem Nil, macht er die Striche des bearbeiteten Feldes, Uber die er getreten, ungemein fett, und verschaft seinen Anwonern das beste Getreide, besonders Weizen. Die Anwoner, von denen ich mich herum füren Hess, sagten mir, als ich da heer-denweise weiden sah, dass solche nicht zu hause, wie bei ihren Nachbarn, sondern an den Ufern des Flusses, ausgebrütet worden, und das jede Familie, da das Weiber Volk fleissig im Nachsehen ist, ohne Streit ihre Heerde zu finden wisse. Ich traf auch verschiedene Heerden einheimischer Schweine, besonders bei Kojetein. und noch merere Pferde an: sie waren grösstenteils klein vom Schlage und unansenlich, vielleicht wegen dem matten Wasser, oder der schlechten Fütterung, oder weil sie im Sommer oft Tag und Nacht in freier Luft zubringen müssen. Die Trägheit des Hanacken rürt vielleicht auch von dem faulen Wasser, welches er das ganze Jar hindurch geneusst und nächst-dem noch von andern Ursachen, her. Vom frühen Morgen bis in den Abend hinein, muss er die brennende Sommer Hitze, ohne den mindesten Schat-
ten von einigen Bäumen zu geniessen, ertragen. Sonst bearbeitet er, sein fettes und ieichtes Feld mit sehr geringer Anstrengung seiner Leibes Kräfte und ertidtet doch alle Jare allerlei Gattungen des besten Getreides ein: was braucht er also so strenge mit sich zu verfaren, als der Gebirgs Einwoner bei seinen Sand und Stein angefüllten Aeckern tun mus?
Den Ursprung dieses Volks betreffend, habe ich aus Olmütz einen kleinen Auszug eines Mscts erhalten, welches der Graf Giannini, gewesener in-fulirter Dom-Propst zu St. Mauriz in Olmütz vom J. 1721—1758, verlast haben soll. Dieser beruft sich in dem Mscte auf ein andres sehr altes, welches er im Archive bei St. WTenzel daselbst entdeckt, und wovon Johann Altheimer, Dechant bei dieser Kirche um das J. 1431, Verfasser seyn soll. Dieser Altheimer soll von besagtem Volke folgendes angemerkt haben. Das Hana-kische Volk, welches in unsrer Gegend (Olmütz) und sonsten, sonderlich aber um die Stadt Wischau, sehr zerstreut wont, und in unsrer mährischen Provinz durch seine Sitten, Kleider Tracht, Sprache, und Herzhaftigkeit sehr unterschieden ist, nimmt seinen Ursprung, wie ich von meinen Vorfaren oft gehört und selbst ausgeforscht habe, von den Slaven her, welche bei ihren damaligen Einwanderungen unter einem Heerfürer, welcher Hana oder Hano hiess, in diesen Plätzen ihren Aufenthalt bestimmt haben. Dann fürt er einige adeliche Familien an, die noch jetzo in Böhmen die Herrn von Hana heissen. Der Gr. Giannini aber stimmt denen bei, die den Namen dieses Volkes von dem Flusse Hana wollen hergeleitet haben. Der Freiherr von Petrasch hingegen, in einer zu Olmütz 1745 vorgelesenen noch ungedruckten Abhandlung, nennt diese Meinung eine Sage des Pöbels und der Unwissenden, will die Hanacken von dem uralten Geschlechte der Hrn. von Hana ableiten, und beruft sich dabei auf einen einheimischen Geschichtsschreiber Paproczky. P. Marian Uimann scheint ihnen in seinem Alt Mähren (Olmütz 1762) viel weitere Gränzen zu bestimmen, als ich oben getan, und sie für die ursprünglichen Mähren zu halten. Er sagt Th. II. S. 31: »Es gibt