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noch andre, welche Mähren auch Mo-rawa-Haniam nennen; und dieses vielleicht wegen des andern, Hana genannten, Flusses, der bei der Stadt Kojetein in die March ausfliesst, und dessen Anwoner von jenem Ausflüsse bis zu seinen Quellen Hanacy genannt werden.« Gewiss ist, dass fast alle Landleute in den Gegenden um Olmütz bis Littau, von da bis Mährisch-Eisenberg, von Böhmiseh-Libau bis Prerau und Hollescbau hin, von Prosnitz und Pred-litz bis Kremsier und da herum, Hanacy oder Hanacken allgemein genannt werden; und dass alle diese Einwoner in Sitten, in der Kleider Tracht, Mund Art, und Herzhaftigkeit, denen vollkommen gleich sind, die um Wischau oder Ewanowitz wonen. Vielleicht aber rürt diese Ausdehnung blos von den böhmischen und schlesischen Gebirgs Be-wonern her. Diese haben cj, mit allem ihrem angewandten Fleisse bis jetzo noch nicht dahin gebracht, dass sie sich selbst ernären können, sondern von je her gingen sie, sich Brod und Früchte in der Ebene von den Hanak-ken zu erkaufen. In älteren rauheren Zeiten musslen sie gar bis Wischnu faren, wo damals die stärksten Getreide Märkte waren. Nun diese Wischauer Bauern kannten sie unter dem allgemeinen Namen Hanacken von ihrem Flusse Hana: nachher konnten sie ihre Früchte hinlänglich von den Prosnit-zern und Olmützern, ja in allen ob-benanten fruchtbaren Orten, kaufen; also nannten sie endlich alle diese Verkäufer, die noch dazu mit den Wischau-ern einerlei Sitten, Kleidung, und Mund Art hatten, Hanacken-: so wie der Deutsche alle Böhmen Böhmacken, alle Polen Polacken, und alle Slaven Slo-wacken nennt.
Die Anzal der eigentlich sogenannten Hanacken kan ich nich genau bestimmen: ich vermute nur, das man sie auf 30 und merere tausend schätzen könne. Und wenn man vollends die obbemeldten, nämlich die um die Stadt Prosnitz, Kostelez und Gzechy, dann die um Ollschann, Trzesselitz, Senitz, Krönau, Nackel und Köleyn bis Littau, und von da bis Mährisch-Eisenberg,
auch die in der Gegend der Festung Olmütz bis Böhmisch Libau, hernach die von Gros-Wisternitz, d.orthin bis gegen Prerau und Holleschau, und.endlich von Kozuschan, Charwaty, Dub und Dobit?chau bis Kojetein, und somit alle Anwoner in dieser Strecke des March Flusses, hinzunimmt, weil sie auch den Namen der Hanaeken füren: so wird die Menge dieser Menschen eine Zal von etlichen lOO.OUOen betragen, indem ihre Wonplätze ziemlich dicht aneinander stehen.
Die Wonungen aller dieser Leute sind gröstenteils von an einander geschlagener Leim Erde erbaut, und mit Stroh bedeckt; aber gut, geräumig, und sehr rein, da das Weiber Volk die Sauberkeit besonders liebt, und fast wöchentlich dieselben von innen und aussen mit Kalk anzuslreichen pflegt. Von epidemischen oder andern gefär-lichen Krankheiten wissen sie wenig. Ihre meist mit Stroh gedeckte Häuser setzen sie öfters Feuers Gefaren aus. Auch werden sie nicht selten durch Vieh Seuche bedrungen, die fast alle Jar eine oder merere Ortschaften ihres Zug- oder Hörn Viehs beraubt. Die Ursachen bievon mögen wol, teils die schädlichen Ausdünstungen und fallende Nebel des Frü Jars, teils in und gegen den Herbst zu der schädliche Mehltau seyn, welcher auch besonders hier im Jul und August beim Sonnenschein fällt. Denn diese Leute sind ge-wont, ihr Vieh in aller Frühe auf die nassen und fetten Weiden, so nur allein Wiesen und Halm-Weidgänge sind, zu treiben: sie kennen die neblichte und mehltauische Nässe des Bodens nicht, und warten nicht, bis die Sonne diese giftige Nässe wieder an sich gezogen. Halten sie trockene Weidgänge, als schattigte Waldungen, oder hohe Berge, wo die Sonne eher zu kan: so würde man hier zu Lande von Vieh Fall eben so selten hören, als man von den waldichten oder bergichten Gegenden und Ländern hört.
Wiener Neustadt, 22. Aug. 1779. Maximilian Schi mek, Lehrer der böhmischen Sprache am k. k. Theresiano.